Geschichte der Kreisgemeinschaft

Die Kreisvertreter (Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft) von 1948 bis heute

  • Dr. Hans Reimer     aus Schillingken      von            1948 – 12.05.1973
  • Matthias Hofer       aus Breitenstein      von    12.05.1973 – 15.09.1984
  • Friedrich Bender     aus Lenkonischken   von    15.09.1984 – 23.08.1991
  • Albrecht Dyck        aus Schillen             von   24.08.1991 – 21.06.2002
  • Hartmut Preuss     aus Kraupischken     von   21.06.2002 – 22.09.2011
  • Dieter Neukamm   aus Pokraken           von   22.09.2011 –

Aus der Arbeit der Kreisgemeinschaft
Die Gründung der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit im Jahre 1948 war die lebendige Antwort auf die Herausforderung der Vertreibung aus der Heimat, die nicht als letzte Antwort der Geschichte angesehen werden konnte. In der schweren Selbstbehauptungsphase nach dem Kriege lag der Schwerpunkt der Arbeit in der Erfassung der Landsleute mit ihren persönlichen Nöten und besonderen Anliegen sowie dem weiteren organisatorischen Ausbau. Das Lastenausgleichsgesetz jener Tage und Jahre bildete die gesicherte Grundlage für Existenzdarlehen, Hausratsbeschaffung und Wohnungsbau. Für die Gemeinden des Kreises wurden Gemeindebeauftragte eingesetzt. Die von ihnen aufgestellten Seelenlisten bildeten dann später die Grundlage für die Kartei der Kreisgemeinschaft.
Dem damaligen 1. Vorsitzenden, Dr. Hans Reimer, gelang es, ein Patenschaftsverhältnis zu begründen. Auf seine Initiative schloss der Landkreis Plön am 12. März 1952 die Patenschaft für den Kreis Tilsit-Ragnit. Ferner wurden sechs weitere Einzelpatenschaften von Städten und Gemeinden des Kreises Plön gegenüber größeren Tilsit-Ragniter Gemeinden übernommen. In den Patenschaftsurkunden bekräftigen die Patengemeinden in feierlicher Form ihren Willen zur Unterstützung ihrer Patenkinder und zur Förderung ihrer heimatpolitischen Belange. Die Patenschaften haben sich in vielfältiger Art bewährt. Bedauerlicherweise ist nach Änderung der politischen Mehrheitsverhältnisse durch Beschluss vom 28. September 1989 des Plöner Kreistages die Patenschaft einseitig beendet worden.
Im Jahre 1954 wurde die „Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit in der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.“ in das Vereinsregister beim Amtsgericht Plön eingetragen und vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt.

Die zum Wirken berufenen Frauen und Männer haben in der Folgezeit die Geschicke der Kreisgemeinschaft entscheidend gestaltet und mit bestem Erfolg weiterentwickelt. In regionalen und überregionalen Treffen sowie zahlreichen Treffen der einzelnen Kirchspiele und Dorf- und Schulgemeinschaften werden der Zusammenhalt, ebenso die Patenschaften zu Städten und Gemeinden in Schleswig-Holstein gepflegt. In den Jahren 1957 bis 1964 wurden Jugendfreizeitlager durchgeführt. Zu den hervorzuhebenden Aktivitäten gehörte vor allem die Herausgabe und der Versand des Heimatrundbriefes „Land an der Memel“ zu Pfingsten und Weihnachten eines jeden Jahres (ab 1967 in gedruckter Form) auf Spendenbasis. Der Heimatrundbrief erscheint heute in einer Auflage von 6 500 Exemplaren und kann als Bindeglied zwischen den Heimatvertriebenen angesehen werden.

Im Jahre 1997 wurde in Preetz eine Heimatstube eingerichtet. Archivmaterial, die Heimatbücherei und zahlreiche Exponate, die bisher bei der Kreisverwaltung Plön und im Kreismuseum lagerten, konnten zentral zusammengefasst werden.
Durch die dramatischen politischen Veränderungen in Osteuropa und die dadurch entstandenen Möglichkeiten, wieder nach Nord-Ostpreußen fahren zu können, ergaben sich auch Veränderungen in der heimatpolitischen Arbeit. Die Aufgabenerweiterung hat die Kontaktpflege zur Heimat und zu den jetzt dort lebenden Menschen sowie die Unterstützung von Projekten als Hilfe zur Selbsthilfe im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten zum Inhalt.
Bereits 1991 erfolgte die Kontaktaufnahme mit Repräsentanten der Stadt- und Rayonverwaltung Neman/Ragnit. Es entwickelten sich sehr schnell gute Beziehungen. Unsere Landsleute wurden überall mit Sympathie und Herzlichkeit aufgenommen.
Der frühere Kreis Tilsit-Ragnit ist heute gekennzeichnet von drückenden Problemen in vielen Bereichen. Im Rahmen humanitärer Hilfe wurden bisher ca. 200–300 t Hilfsgüter in die Region gebracht. Empfänger sind insbesondere die Krankenhäuser in Ragnit und Schillen, Kindergärten, Altenheime, Sozialstationen, Schulen, landwirtschaftliche Betriebe, aber auch manche Familien wurden direkt beliefert.

Ein Beitrag zur Völkerverständigung war das Pfingsten 1995 veranstaltete Kreistreffen in Ragnit, zu dem ca. 500 frühere Bewohner des Kreises Tilsit-Ragnit mit Bussen angereist waren. Weitere Gemeinschaftsreisen mehrmals jährlich führen die früheren mit den heutigen Bewohnern des Kreises zusammen. Diese Reisen begründen Bekanntschaften, vertiefen bereits bestehende Freundschaften und ernten eine nie erwartete Gastfreundschaft.

Zum Gedenken an die Toten beider Weltkriege wurden an deutschen und russischen Ehrenmalen Kränze niedergelegt. In Abstimmung mit der dortigen Verwaltung und mit Billigung der Bevölkerung ist die Kreisgemeinschaft bemüht, historische Bauwerke und Denkmäler zu erhalten, zu restaurieren oder wieder aufzustellen. Einiges ist inzwischen geschehen, aber vieles bleibt noch zu tun.

Hans-Georg Tautorat, Helmut Pohlmann, Manfred Malien

Quelle: http://www.webarchiv-server.de/pin/archiv97/087o97.htm
© Das Ostpreußenblatt    / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 1997