Tilsiter Personen und Persönlichkeiten

Armin Müller-Stahl wird heute 90 Jahre alt

Nach Augenzeugenberichten zusammengestellt von Hans Dzieran. Alle Fotos von Jakov Rosenblum

Es war denkwürdiges Ereignis, als Armin Müller-Stahl vor genau neun Jahren zum ersten Mal nach über sieben Jahrzehnten wieder nach Tilsit kam. Die Reise geschah aus einem gewichtigen Anlass. Die russische Verwaltung seiner Heimatstadt hatte dem berühmten Schauspieler, Musiker, Maler und Autor die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Armin Mueller-Stahl konnte in seiner Karriere viele Preise entgegennehmen. Er wusste, wie es sich anfühlt, ausgezeichnet zu werden. Doch nun wurde ihm mit dem Titel des Ehrenbürgers von Tilsit eine ganz besondere Ehre zuteil.
Erwartungsvoll trat er am frühen Morgen des 7. Dezember 2011 mit seiner Frau Gabriele aus dem Hotel Rossia, um zunächst den Tilsiter Elch zu begrüßen.

Armin Müller-Stahl mit seiner Frau Gabriele vor dem ElchdenkmalArmin Müller-Stahl mit seiner Frau Gabriele vor dem Elchdenkmal

Zu seiner Begleitung gehörten neben dem Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Aristide Fenster mit Gattin auch die Direktorin des Tilsiter Stadtgeschichtlichen Museums, Angelika Spiljowa. Mit einem Kleinbus fuhr die Gruppe, begleitet von Redakteuren des SPIEGEL, Kameraleuten und Fotografen, über die Clausiusstraße und die Luisenallee zum Park Jakobsruh.
Es ist die erste Station der Reise in die Kindheit. Erinnerungen werden geweckt, die tief verschüttet schienen. Plötzlich sieht sich der 80-Jährige wieder als kleiner Junge mit seinem Schlitten die Rodelbahn heruntersausen oder mit seinen Eltern durch den Park spazieren gehen oder mit Kindern „Räuber und Gendarm“ spielen. „Hier auf diesem Weg habe ich Fahrradfahren gelernt“, erzählt der Schauspieler. Und denkt an ferne Kindertage: „Es ist alles noch da. Nur die Menschen von damals fehlen“
Bedächtig steigt er die Stufen zum Thingplatz empor, schaut auf die Bühne. Und dann erinnert er sich, dass gleich nebenan das prächtige Denkmal der Königin Luise stand, von dem er damals mächtig beeindruckt war.
Die Gruppe begibt sich zur Lindenstraße 24. Armin Mueller-Stahl kennt den Weg, als wäre er nie weggewesen. Gedankenverloren steht er vor seinem Elternhaus, wo er am 17. Dezember 1930 als Sohn eines Bankbeamten geboren wurde. Er blickt immer wieder zu den Fenstersimsen der Wohnung hoch, wo die Familie wohnte.

Armin Müller-Stahl vor seinem Geburtshaus in der LindenstraßeArmin Müller-Stahl vor seinem Geburtshaus in der Lindenstraße

Die Museumsdirektorin bietet an, an der Wohnung zu klingeln. Vielleicht könne man ja kurz hinein, aber Mueller-Stahl lehnt dankend ab. „Er möchte die Bilder von damals im Kopf behalten“, sagt seine Frau Gabriele. Sie hält sich im Hintergrund, lässt ihrem Mann Raum für seine Zeitreise. Der bleibt lange stehen, wechselt die Seite, blickt den Gehweg entlang, lächelnd, aber sichtlich bewegt.
Mühsam die Tränen zurückhaltend erzählt er seiner Frau, welch glückliche Jahre er in diesem Haus verbracht hat. Dem Haus sieht man sein Alter an. Es war eins der schönsten in der Lindenstraße, aber hat inzwischen sehr gelitten.
Die Lindenstraße heißt heute Uliza Lomonossowa, nach dem berühmten russischen Naturwissenschaftler. Ein schöner Name, findet Mueller-Stahl, und freut sich, dass die Linden immer noch stehen und einiges von den alten Jugendstilfassaden erhalten geblieben ist. „Die Stadt verdient es, wieder so schön zu werden wie früher“.
Dann geht es ein paar Schritte weiter zur Meerwischer Schule. Die Schulleiterin erwartet bereits den hohen Gast und führt ihn durch das Schulgebäude. Es ist wohl sein altes Klassenzimmer, in dem er die ersten Schuljahre verbrachte und wo er nun Schüler einer fünften Klasse beim Geschichtsunterricht antrifft. Fotos werden gemacht. Armin Mueller-Stahl singt den russischen Kindern ein kleines Liedchen vor und wünscht ihnen gute Schulzensuren.

Besuch in seiner alten Schulklasse
Besuch in seiner alten Schulklasse
An der Meerwischer Schuler
An der Meerwischer Schule

Ein Besuch in Tilsit ist ohne einen Blick auf die Königin-Luise-Brücke undenkbar. Gedankenverloren schaut der Künstler auf den imposanten Memelstrom und nach drüben, nach Litauen. In Sowjetsk hat man erkannt – so der Generalkonsul Dr. Aristide Fenster – dass die Einbindung des Kaliningrader Gebiets in die Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedsstaaten nur möglich ist, wenn man sich gleichzeitig die Geschichte und das kulturelle Erbe der Region aneignet.

An der Königin-Luisen-BrückeAn der Königin-Luisen-Brücke

Angelika Spiljova überreicht ein Bild von seinem GeburtshausAngelika Spiljova überreicht ein Bild von seinem Geburtshaus

Beim Besuch des Stadtgeschichtlichen Museums überreicht Angelika Spiljowa dem Künstler ein Bild von seinem Geburtshaus in der Lindenstraße. Armin Mueller-Stahl revanchiert sich mit einer Mappe mit Originalillustrationen zu Goethes „Urfaust“. Interessiert betrachtet er die vielen Exponate aus dem alten Tilsit, studiert die Erläuterungen und erinnert sich an viele Begebenheiten aus seiner Kindheit.
Nach einem Empfang beim Oberbürgermeister im Rathaus geht es zum Festakt. Die Konzerthalle in der Musikschule ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Saal ist festlich geschmückt mit den Flaggen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation. Nach dem Abspielen der beiden Nationalhymnen ergreift Oberbürgermeister Nikolai Woischtschew das Wort. In seiner Laudatio würdigt er die Verdienste des Künstlers und seinen Beitrag zur Weltkultur. Er spricht von der Freude und dem Stolz, „dass ein so berühmter Schauspieler, Weltbürger und Botschafter der Kultur aus unserem Tilsit kommt“. Er überreicht Armin Mueller-Stahl die Ehrenbürgerurkunde, eine Medaille und als Erinnerungsgeschenk einen bronzenen Elch. Die Glückwünsche des Gouverneurs Nikolai Zukanow überbringt der Duma-Abgeordnete Vadim Abarius.

Verleihung der Ehrenbürgerwürde. V.r. Oberbürgermeister Nikolaj Woistschew, Armin Mueller-Stahl, Duma-Abgeordneter Vadim Abarius

Verleihung der Ehrenbürgerwürde. V.r. Oberbürgermeister Nikolaj Woistschew,
Armin Mueller-Stahl, Duma-Abgeordneter Vadim Abarius

Dann spricht Generalkonsul Dr. Aristide Fenster. Er komme stets sehr gerne in diese wunderbare Stadt, die untrennbar mit dem Tilsiter Frieden und mit Königin Luise verbunden ist. Der heutige Anlass sei besonders erfreulich, denn es komme wirklich nicht jeden Tag vor, dass ein Deutscher die Ehrenbürgerwürde verliehen bekommt. Die Stadt an der Memel bekunde damit ihre Wertschätzung für einen großen Sohn, einen Humanisten und Weltbürger aus Tilsit.
Dr. Aristide Fenster gratuliert Armin Mueller-Stahl zu der hohen Ehrung und sagt: „Ihr Leben war reich an Abschieden und Neuanfangen, reich an Erfolgen und Auszeichnungen. Die heutige Ehrung ist von ganz besonderer Qualität. Sie bezieht sich auf Ihre Wurzeln, auf Ihre Herkunft aus Tilsit. In Ihrer Geburtsstadt waren Sie als Kind immer umgeben von Kunst und Musik. Das hat zur Entfaltung Ihrer Talente in vielen Bereichen beigetragen und Sie entscheidend geprägt. Auf der Suche nach der Heimat, „Unterwegs nach Hause“, so der Titel Ihrer Erinnerungen, sind Sie zum Brückenbauer geworden, zunächst zwischen den beiden Deutschlands, danach über den Atlantik hinweg zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Für einige Tage sind Sie jetzt sogar zu Ihren Anfängen im ostpreußischen Tilsit zurückgekehrt, zum ersten Mal nach sage und schreibe 75 Jahren. Darüber freuen wir uns sehr. Ihre Reise ist ein außergewöhnliches Ereignis. Denn eine sehr lange Zeit wollten Sie nicht in Ihre Geburtsstadt reisen. Sie selbst haben einmal geschrieben: <…immer nach West, immer nach West…. Tilsit, Prenzlau, Berlin, Hamburg, Los Angeles…>
„Solange man immer nur nach West will, ist die Welt nicht in Ordnung. Erst wenn auch entgegengesetzt aufgebrochen wird, Richtung Moskau, wird die Welt in Ordnung gekommen sein“. Jetzt geht es auch Richtung Ost. Das hat die Stadt Sowjetsk möglich gemacht. Die Welt ist demnach ein Stück weiter in Ordnung gekommen.“
In seiner Dankesrede betonte Armin Mueller-Stahl, er habe Tilsit immer im Innersten bei sich getragen, und auch die Reise in das heute russische Sowjetsk sei ihm eine Herzensangelegenheit. Bewusst sei ihm das erst geworden, als er von der geplanten Ehrung erfuhr. „Man blickt auf sein Leben von hinten aus zurück, doch man lebt es von seinem Anfang aus.“ Der Stadt Sowjetsk wünscht er abschließend „jenen ewigen Frieden, der Tilsit nicht vergönnt war.“
In einer abschließenden Pressekonferenz stellte sich Armin Mueller-Stahl den Fragen der zahlreich versammelten Journalisten. Wie ihm die Stadt gefallen habe war von vordergründigem Interesse. Es fehle noch an vielem, um der Stadt ihren einstigen Glanz wiederzugeben, bekannte er. Und auf die Frage, ob er noch einmal nach Tilsit kommen werde, meinte er: „Das hängt nicht nur von mir ab. Der Mensch denkt – und Gott lenkt“

 

Anne Schiborr ‐ über das Leben einer Ostpreußin

Frau Schiborr wurde 1923 geboren. Sie erlitt ein tragisches Schicksal, welches erst jetzt nach Ihrem Tod bekannt wurde. Ihren Nachlass widmete sie der Stadtgemeinschaft Tilsit e. V. Nachforschungen über ihr Leben haben jetzt begonnen. Lesen Sie hier erste Veröffentlichungen darüber.

Franz Stenzel wurde die Ehrenmedaille der Stadtgemeinschaft Tilsit verliehen

Der Vorstand der Stadtgemeinschaft Tilsit, vertreten durch Vorstandsmitglied Valentina Manthey und Schatzmeister Manfred Gesien, überreichte am 13.05.2020 Franz Stenzel daheim am Merckenbuschweg die Ehrenmedaille der Stadtgemeinschaft Tilsit nebst der vom Vorsitzenden Erwin Feige unterzeichneten Urkunde und gratulierte herzlich.

Überreichung der Ehrenmedaille der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. an Franz Stenzel (M.)
durch die Vorstandsmitglieder Valentina Manthey und Manfred Gesien
Foto: Manfred Gesien

Ehrenmedaille der Stadtgemeinschaft Tilsit „Für Liebe und Treue zu Tilsit“ im Etui
Foto: Manfred Urbschat

Die Gemeinschaft würdigte mit der einstimmig ausgesprochenen Auszeichnung die tatkräftige Hilfe Franz Stenzels seit 1991 für die Bevölkerung in Tilsit, dem heutigen Sovetsk. Seit 2014 organisierte Franz Stenzel mit Unterstützung des Vereins „Freunde für Russland“ zahlreiche Hilfstransporte für Kinderheime in der russischen Region Kaliningrad. Franz Stenzel übernahm dort Patenschaften für ganze Schulklassen. In Tilsit /Sovetsk in der ehemaligen Neustädtischen Volksschule (heute: Sonderschule 1). Diese Schule haben Franz Stenzel und Erwin Feige, 1. Vorsitzender der Stadtgemeinschaft Tilsit, einst selbst besucht.

Seine Leistungen und Würdigung durch den Bundespräsidenten, siehe weiter unten

Hans Dzieran, ein 91-jähriger, geht in „Ruhestand“

Die Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. kann sich glücklich schätzen, dass sie in ihren Reihen erfahrene, sogar noch in der deutschen Stadt Tilsit geborene, aktive Mitglieder und Funktionsträger hat.
Hans Dzieran hatte schon im Dezember 2019, den Stadtvertretern der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. angekündigt, dass er sein Vorstands- und Stadtvertretermandat mit Beginn der nächsten Legislaturperiode, im Mai 2020, niederlegen wird. Mit allerhöchstem Respekt vor der Person, dem Amtsträger, dem Diplomaten, dem Schriftsteller und Organisator nehmen die Stadtvertreter diese, seine ihm eigene Lebensplanung zur Kenntnis.

Hier die Dankesworte der Stadtvertreter

Bundesverdienstkreuz an Vorstandsmitglied Franz Stenzel verliehen

Franz Stenzel – Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik DeutsFchland (2.v.l.), Renate Riesel – Vorsitzende des Arbeiterwohlfahrt-Ortsvereins Dortmund-Kirchderne (2.v.r.), Bodo Champignon -Vorsitzender des Vereins Freunde für Russland e.V. (1.v.r.), Erwin Feige – 1. Vorsitzender der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. (1.v.l.) am 14.Oktober nach der Auszeichnungsfeier im Dortmunder Rathaus. Foto: Franz Stenzel.

Der Bundespräsident hat unserem Vorstandsmitglied Franz Stenzel das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Die Bürgermeisterin Birgit Jörder der Stadt Dortmund überreichte das Verdienstkreuz im Rahmen eines feierlichen Empfangs am 14. Oktober 2019 im Saal Westfalia des Rathauses.
Im Namen der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. konnte der 1. Vorsitzende, Erwin Feige, dieser Ehrung beiwohnen und tief und herzlich gratulieren.

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Horst Mertineit zum 100. Geburtstag

Geboren in Tilsit, Ehrenbürger der Stadt Sovjetsk – seiner Heimatstadt
Horst Mertineit ist ein „echter Tilsiter Jung„, wie Ingolf Koehler, der langjährige Schriftführer des „TILSITER RUNDBRIEF“, im Heft 29 (1999/2000) aus Anlass des 80ten Geburtstags des damaligen Vorsitzenden der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. schrieb.Mertineit am Hohen Tor

ID097008-Tilsit_Sovetsk_Am_Hohen_Tor_Horst_Mertineit_Ehrenbuerger_der_Stadt_Sowetsk_2007_QU316_SCAN_RET; freigegeben aus dem Bildarchiv Ostpreußen lt. GF der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V., Manfred Urbschat

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Hans Dzieran wurde 90, wir gratulieren.

Dzieran 90Ein Tilsiter Urgestein, so möchte man sagen, wird neunzig Jahre alt. Hans Dzieran ist nicht nur Tilsiter, in den letzten Jahren war er der Tilsiter, der als Sprecher und Ansprechpartner für seine Tilsiter und deren Belange und Sorgen immer zur Verfügung stand. Auch wenn das Alter inzwischen seinen Tribut fordert, ist er nach wie vor als Ehrenvorsitzender und Vorstand der Stadtgemeinschaft Tilsit unermüdlich tätig, nutzt seine umfangreichen Verbindungen und grenzüberschreitenden Kontakte zur Patenstadt Kiel  und nach Sovetsk, dem heutigen Tilsit, um die Erinnerung an die Stadt und das wunderschöne Ostpreußen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
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