Die Patenschaft zwischen Kiel und Tilsit besteht seit dem 31. Juli 1954 und blickt somit auf eine über 70-jährige Geschichte zurück. Sie zählt damit zu den dauerhaftesten Patenschaften dieser Art in der Bundesrepublik und steht bis heute für Verlässlichkeit, Solidarität und gelebte Erinnerungskultur.
Am 31. Juli 2024, dem historischen Jahrestag der Patenschaft, fand im Kieler Rathaus ein Informations- und Gesprächstermin zwischen der Landeshauptstadt Kiel und der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. statt. Im Mittelpunkt stand die Bedeutung der Patenschaft im historischen wie auch im heutigen Kontext. Das Gespräch wurde seitens der Landeshauptstadt Kiel I Büro der Stadtpräsidentin durch Robert Sochacki, den Beauftragten für Städtepartnerschaften in Osteuropa, geführt. Die Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. wurde durch ihren ersten Vorsitzenden Uwe Jörg Schmickt und den Stadtvertreter Heinz Schmickt repräsentiert. Heinz Schmickt wurde 1930 in Bendiglauken an der Stadtgrenze zu Tilsit geboren. Er nimmt seit den 1970er-Jahren regelmäßig an Tilsit-Treffen in Kiel teil und hat über zwei Jahrzehnte hinweg zahlreiche Schultreffen der Schulgemeinschaft Tilsit-Senteinen organisiert.

Ein weiterer Höhepunkt des Jubiläumsjahres war die feierliche Veranstaltung im Rathaus der Landeshauptstadt Kiel am 15. November 2024.
Der Empfang wurde durch das Büro der Stadtpräsidentin – Internationales und Nachhaltigkeit ausgerichtet und von Daniela Roth, Koordinatorin International der Landeshauptstadt Kiel, sowie Robert Sochacki, zuständig für die Städtepartnerschaften in Osteuropa, betreut. Eingeladen waren der Vorstand der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. sowie die Stadtvertretung und Gäste. Unter den Teilnehmenden der Stadtgemeinschaft Tilsit befanden sich Uwe Jörg Schmickt, 1. Vorsitzender, Günter Balschuweit, 2. Vorsitzender, außerdem Valentina Manthey, Beirätin, Wolfgang Freyberg, Beirat der Stadtgemeinschaft Tilsit und langjähriger Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen, Heinrich Lohmann, ebenso Beirat und Vorsitzender der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen e.V. Bremen, Dieter Wenskat, Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein der Landsmannschaft Ostpreußen, sowie James-Herbert Lundszien, Vorsitzender der Kreisgemeinschaft Elchniederung e.V.
In seiner Ansprache hob Uwe Jörg Schmickt hervor, dass diese Patenschaft für die aus Tilsit stammenden Bürgerinnen und Bürger – insbesondere in den Jahrzehnten nach Flucht und Vertreibung, aber auch bis heute – eine besondere Bedeutung hat.
Kiel war über Generationen hinweg ein Ort, an dem Tilsiterinnen und Tilsiter willkommen waren, offiziell anerkannt wurden und ihre Geschichte bewahren konnten. Diese Verlässlichkeit habe wesentlich zur Identitätsstiftung und zum Zusammenhalt beigetragen.

Als sichtbares Zeichen ihres Dankes überreichte die Stadtgemeinschaft eine Bildcollage mit historischen Fotografien aus Jahrzehnten gemeinsamer Veranstaltungen und Aktivitäten in Kiel.
Es erinnert zugleich an prägende Persönlichkeiten der Patenschaftsgeschichte, darunter die früheren Vorsitzenden Ernst Stadie und insbesondere Horst Mertineit, der gemeinsam mit Ingolf Köhler die Stadtgemeinschaft fast vier Jahrzehnte lang leitete und enge Verbindungen zum Kieler Rathaus sowie zu kulturellen Einrichtungen wie dem Freilichtmuseum Molfsee pflegte. In Anlehnung an einen von Horst Mertineit häufig verwendeten Ausdruck trägt das Bild den Schriftzug „Tilsit dankt!“.
Im Rahmen des Empfangs wurde an die großen Veranstaltungen der Stadtgemeinschaft Tilsit in Kiel erinnert, zu denen in den ersten Jahren tausende Tilsiterinnen und Tilsiter aus ganz Deutschland sowie aus dem Ausland angereist sind. Auch die Sonderhefte der Stadtgemeinschaft, die seit dem 10-jährigen Jubiläum zu den runden Jahrestagen der Patenschaft erschienen sind, dokumentieren die Entwicklung dieser besonderen Beziehung. Das 70-jährige Jubiläum reiht sich somit in eine lange Tradition des Erinnerns und der Dokumentation ein.
Die Landeshauptstadt Kiel betonte die Bedeutung dieser Patenschaft, die von gegenseitigem Respekt getragen wird. Diese gilt als frühes Beispiel für gelungene Integration sowie als Ausdruck von Versöhnung und Freundschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Patenschaft Kiel–Tilsit ist somit weit mehr als ein historisches Abkommen. Sie ist bis heute ein lebendiges Band zwischen der Landeshauptstadt Kiel, der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. sowie den ehemaligen Tilsiter Bewohnerinnen und Bewohnern und ihren Nachkommen – eine Beziehung, die von Dankbarkeit, Treue und generationsübergreifender Verbundenheit geprägt ist.

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