Nach längerer Krankheit verstarb am 16.11.2024 der Ehrenvorsitzende der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit kurz vor Vollendung seines 95. Lebensjahres.
Albrecht Dyck wurde am 09.12.1929 in Schillen/Kreis Tilsit-Ragnit geboren. Nach der Volksschule besuchte er das Tilsiter Realgymnasium, bis er 1944 seine Heimat verlassen musste. Zum Ende des Krieges wurde er noch eingezogen und kam in einem U-Boot nach Schleswig-Holstein. Hier musste er sich allein durchschlagen, seine Familie war zurück nach Schillen gegangen. Er trat in die Fußstapfen seines Vaters, der in Ostpreußen eine Molkerei betrieben hatte und erlernte in Ahrensbök das Molkereihandwerk. Später gelangte er auf Umwegen nach Fallingbostel. Als gestandener Molkereimeister suchte er sich ein anderes Betätigungsfeld, wurde zunächst Versicherungsagent, dann Generalvertreter bei einer großen deutschen Versicherung.
So kannte man ihn: Albrecht Dyck und seine Mundharmonika
Foto: Helmut Pohlmann †
Trotz seines erfolgreichen beruflichen Einsatzes blieb er stets seiner ostpreußischen Heimat verbunden. Schon früh schloss er sich Vertriebenenorganisationen an, in denen er immer wieder verantwortliche Posten bekleidete. Im BdV war er Orts- und Kreisvorsitzender, und in der LO übernahm er 1991 das für ihn wohl wichtigste Amt des Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit, das er mehr als 10 Jahre innehatte.
Nicht nur für Flüchtlinge und Vertriebene war er ehrenamtlich tätig, mehr als 15 Jahre war er auch Fraktionsmitglied der CDU und Ratsherr in Fallingbostel.
Nachdem die Grenze zum russischen Teil Ostpreußens geöffnet worden war, organisierte Albrecht zahlreiche Hilfstransporte in seine Heimat. Überdies stellte er Kontakte zu russischen Bürgermeistern und anderen politischen Mandatsträgern her und betrieb zielgerichtet und erfolgreich die Aussöhnung mit den jetzt dort lebenden Menschen. Zum Beispiel wurde 1999 ein Partnerschaftsvertrag zwischen den Neubürgern des Bezirks Neman (Ragnit) und der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit, d.h. mit den ehemaligen Bewohnern dieses Kreises, geschlossen.
Albrecht Dyck bei seiner letzten Ostpreußenreise 2019
Eine Bootstour auf der Minge zum Haff (heute Litauen)
Albrecht Dyck hat oft seine alte Heimat besucht, auch mit seinen Kindern und Enkeln.
2003 zeigte er seine ostpreußische Heimat seiner Tochter Britta und deren Familie.
2008 fuhr er mit seinem Sohn Michael und dessen Familie nach Ostpreußen.
Auf seiner letzten Reise 2019 zeigte er seinem Sohn Christian und dessen Familie seine Heimat.
Auf allen Familienreisen nahm er selbstverständlich Kinder und Enkelkinder mit, um ihnen seine Heimat zu zeigen.
Foto: Familie Dyck
Seine verdienstvolle Tätigkeit erfuhr durch diese Auszeichnungen ihre Würdigung:
1997 Goldenes Ehrenzeichen der LO
2002 Goldene Ehrennadel des BdV
2002 Ehrenvorsitzender des Deutsch-Russischen Forums
2002 Ehrenvorsitzender der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit
Nicht unerwähnt bleiben darf Albrechts musische Seite: Seine humorvollen Vorträge in ostpreußischer Mundart, die Begleitung von bekannten Liedern auf seiner stets griffbereiten Mundharmonika bleiben allen, die es erlebten, in guter Erinnerung.
Mit Albrecht Dyck haben wir einen höchst engagierten, verdienten Landsmann verloren. Wir werden ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren.
Im Namen des Kreistages der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit
Dieter Neukamm Hans-Joachim Scheer Ernst Saric
– Kreisvertreter – – Geschäftsführer – – Schatzmeister –
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