Ein Beitrag von Prof. Dr. Günter Hertel
Irmgard Steffen, geb. Hoedtke (*25.10.1934; †31.03.2021), Mitglied der gewählten Stadtvertretung der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V., Schulsprecherin der „Johanna-Wolff-Schule/Meerwischer Volksschule“ in Tilsit, Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Ost- und Westpreußen e.V. in Wiesbaden.
„Ich denke gerne an das Fleckchen Erde im Osten, fern, wo ich geboren bin. Ich weiß, daß ich es nicht vergessen werde. Die Sehnsucht trägt mich immer zu ihm hin“.
Ja, diese Worte der Dichterin Hannelore Patzelt-Hennig (siehe PAZ 36(2021)16.-S.15, Nachruf Dieter Schetat) sprach sie auch zum Unterzeichner dieses Nachrufs am Telefon, als er sie im August 2020 in Wiesbaden kontaktierte. Ein Treffen wurde vereinbart für Oktober des Jahres anlässlich eines Geschäftsaufenthaltes, den er in der hessischen Landeshauptstadt geplant hatte. Es kam nicht mehr dazu. Anrufe und Briefe erreichten die Empfängerin nicht mehr.
Die Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. ist erfüllt von tiefer Trauer und hohem Respekt für die Lebensleistung und das Schicksal Irmgard Steffens, geboren der Familie Hoedtke in Tilsit, dort in der Clausiusstraße 20 (siehe: Einwohnerverzeichnis Tilsit 1939). Da der Name Hoedtke so oft nicht in Ostpreußen vorkam, vermuten wir, dass ihr Vater Walter und ihre Schwester Käthe, unter derselben Adresse verzeichnet, ihre nächsten Verwandten waren.
Liebe Irmgard,
die Trauer erinnert sich Deiner Verbundenheit mit der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V., in der und für die Du selbstlos, zuletzt als Mitglied der Stadtvertretung tätig warst. In der Trauer bist Du als Mensch, als uns wertvolle, erfahrene und kollegiale Mitträgerin der Idee der Völkerfreundschaft ganz nahe. Ganz nahe fühle ich auch Deine engagierte Stimme auf unserem letzten physischen Treffen der Stadtvertretung in Magdeburg am 10. Mai 2019 (siehe PAZ 34(2019)22.-S.15).
Unser Respekt verbindet sich mit Deiner unermüdlichen, tätigen Solidarität Deinen Schulkameradinnen und -kameraden der Tilsiter „Johanna-Wolff-Schule/Meerwischer Volksschule“ gegenüber, bei deren Treffen im August 2001 Du stimmungsvolle Gespräche initiiertest, vor allem mit typisch ostpreußischer Sprache und vertrautem Klang, so dass die damalige Organisatorin des Treffens, Traute Englert, im Heimatbrief Tilsiter Rundschau Nr. 31 (2001) – S. 173 festhalten konnte: „(Irmgard Steffen u.a. sind) … eine wirkliche Bereicherung für unseren Kreis, denn neben ihrem Humor und Gemeinschaftssinn brachte(n) sie noch viel Wissen über unser altes Tilsit und unsere Schule mit. Letzteres sollte für uns alle ganz besonders wertvoll sein. Denn schließlich sind unsere Jahrgänge die letzte Generation, die noch in Tilsit geboren ist. Unsere Kinder sind bereits in unserer zweiten Heimat zur Welt gekommen. Dadurch sind sie logischerweise mit ganz anderen Sitten und Gebräuchen aufgewachsen. Ihre Sprache hat sich gemäß ihrem eigenen Geburtsort entwickelt. Ostpreußische Bräuche und Ausdrücke kennen sie nur vom Hörensagen. Wer also von uns ‚Alten‘ die Urheimat immer noch an erster Stelle liebt, sollte nicht müde werden, sein sonst unwiderruflich untergehendes Kulturgut weiterzutragen.“ Das möge uns heute noch bewegen.
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