Tilsiter Realgymnasiasten trauern um Klaus-Jürgen Rausch

Schultreffen Magdeburg:  Klaus-Jürgen Rausch (vorn Mitte) im Kreise seiner Schulkameraden
Foto: Regina Dzieran

Die Schulkameraden des Tilsiter Realgymnasiums trauern um ihren Mitschüler Klaus-Jürgen Rausch, der am 3. Januar 2022 im 94. Lebensjahr von uns gegangen ist. Sein Wirken um den Erhalt des Andenkens an die Tilsiter Lehranstalt verlieh ihm ein hohes Ansehen bei seinen ehemaligen Schülern und Lehrern.
Klaus-Jürgen Rausch wurde am 14.03.1928 geboren und wuchs in der Tilsiter Clausiusstraße auf. Er besuchte das Tilsiter Realgymnasium, an dem er das geistige Rüstzeug für seinen späteren Lebensweg erwarb und dem er zeitlebens verbunden blieb. 1944 endete jäh die Zeit in seinem geliebten Kinder- und Jugendparadies. Klaus musste als Luftwaffenhelfer zur Flak, dann zum Arbeitsdienst und zum Militär. Verwundet geriet er in britische Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr nahm er eine kaufmännische Lehre auf und studierte anschließend Betriebswirtschaft an der Freien Universität Berlin. Mit dem Abschluss als Dipl.-Kaufmann führte ihn sein beruflicher Werdegang nach Frankfurt/Main, wo er im Finanzwesen leitend tätig war. Nach Eintritt in den Ruhestand fand er bald Anschluss an seine ehemaligen Tilsiter Mitschüler.
Während meiner zwanzigjährigen Tätigkeit als Schulsprecher des Tilsiter Realgymnasiums lernte ich Klaus als einen tatkräftigen Freund kennen, der durch seine unermüdlichen Recherchen nach dem Verbleib der durch Krieg und Vertreibung in alle Winde verstreuten Gymnasiasten allgemeine Anerkennung fand. Seiner rechnergestützten Datensammlung war es zu verdanken, dass die Anzahl der in der Schulgemeinschaft SRT vereinten Schulkameraden in den neunziger Jahren auf über 380 anstieg. Mit seiner Hilfe wurden die Schultreffen zu einem beliebten Ort der Erinnerungskultur an die ostpreußische Heimat. Unvergessen bleibt das Schultreffen in Wolfenbüttel, wo mit einer Festveranstaltung des 160. Gründungsjahres des Tilsiter Realgymnasiums gedacht wurde. Fast zweihundert Teilnehmer waren aus allen Bundesländern, der Schweiz und aus Kanada angereist und zeigten ihre Verbundenheit mit ihrer Lehranstalt, die einst das geistige Klima im äußersten Nordosten Deutschlands prägte. Anlässlich des Festakts wurde Klaus-Jürgen Rausch die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
2012 übernahm er das Amt des Schulsprechers. Die Organisierung der alljährlichen Schultreffen war ihm ein besonderes Anliegen. Sie stellten unter Beweis, dass die Schule in den Herzen ihrer Schüler weiterlebt, auch wenn dort kein deutscher Lehrstoff mehr vermittelt wird. Noch mit 90 Jahren – bereits im Rollstuhl – ließ Klaus-Jürgen Rausch es sich nicht nehmen, am Schultreffen in Berlin-Friedrichsfelde teilzunehmen.
Sein unermüdlicher Einsatz für die Heimat wurde mit dem Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen gewürdigt. Wir verlieren mit Klaus-Jürgen Rausch einen verdienstvollen und heimattreuen Schulkameraden, der für immer unvergessen bleibt. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Frau Rita, die ihm als bekennende Tilsiterin stets zur Seite stand und immer für uns da war.
Hans Dzieran

 

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