Ein Beitrag von Bernd Polte
Auf der Sitzung der Stadtvertretung Tilsit am 10.06.2022, dem Vortag des Ostpreußentreffens in Wolfsburg, beschloss die Vertretung, eine Spende für den Tilsiter Waldfriedhof an den „Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge“ zu überweisen.
Der 1909 eingeweihte Waldfriedhof mit seinem modernen Krematorium war nach 1945 verlassen, nicht mehr genutzt und der Verwahrlosung preisgegeben. Erste Besucher nach 1991 sahen mit großem Bedauern diesen Zustand, war er doch für viele Gedächtnis- und Erinnerungsort für verstorbene Angehörige, bei Bombenangriffen umgekommene Bürger der Tilsits und für gefallene Soldaten beider Weltkriege.
Die Stadtgemeinschaft Tilsit bemühte sich über lange Jahre, diesem Friedhof wieder ein würdiges Aussehen zu verleihen. Namentlich sei der große Einsatz von Horst Mertineit, langjähriger Vorsitzender unserer Gemeinschaft, Ingolf Köhler, als Geschäftsführer, Alfred Rubbel, der Beauftragter für Gräberfürsorge und von Siegfried Harbrucker, als Stadtvertreter, genannt. Der Aufbau guter Beziehungen zur Sovetsker Administration, Aktivitäten der Schule Nr. 2 in Sovetsk, die Zusammenarbeit mit dem Volksbund, Landesverband Rheinland-Pfalz und die Spenden vieler Mitglieder der Stadtgemeinschaft, führten zum Erfolg. Am 30.06.2006 wurde der Waldfriedhof mit seinen Gedenkstätten eingeweiht. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, geistigen Weihebeistand des evangelischen Probstes aus Königsberg und seines orthodoxen russischen Bruders, einer Delegation ehemaliger Tilsiter und des Volksbundes, wurde die würdig gestaltete Anlage der Öffentlichkeit übergeben.
Gräber hunderter gefallener russischer und deutscher Soldaten des 1.Weltkrieges, Stelen mit über 900 Namen gefallener und im Lazarett Tilsit verstorbener Soldaten des 2.Weltkrieges, 13 erhalten gebliebene Familien- und Einzelgräber und Gräber exhumierter Bombenopfer wurden hergerichtet. Von der Schulgemeinschaft der Herzog-Albrecht- Schule Tilsit wurde ein Gedenkstein an die über 700 Bombenopfer von 1943/44 gestiftet und aufgestellt. Ein Platz mit einem schlichten Kreuz bildet den Mittelpunkt der Anlage. Für fast 2000 Opfer beider Kriege, an die eine Gedenktafel erinnert, wurde eine eindrucksvolle Gedenkstätte geschaffen.
Stelen der Gefallenen und Gedenkstein für die Bombenopfer im Juli 2022
Die Kriegsgräberstätte “Waldfriedhof Tilsit“ war über Jahre für viele Besucher der Heimatstadt ein wichtiger Besuchspunkt. Vorbildlich sorgte der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ vor Ort für den Erhalt dieser Stätte. In den letzten Jahren waren Besuche in der Heimat nicht möglich und Informationen über den Zustand des Waldfriedhofs rar. Stadtvertreter Bernd Polte wandte sich an den Volksbund um Informationen zum Friedhof zu erhalten. Die Antwort war sehr befriedigend. Trotz der Spannungen in den Beziehungen der Bundesrepublik und der Russischen Föderation können die Arbeiten ohne Beeinträchtigungen fortgesetzt werden. Es wurden in den letzten 3 Jahren das Eingangstor repariert, Gehwegplatten und Bordsteinkanten ersetzt, Sturmschäden mit Räumung des umgestürzten Gehölzes beseitigt und die Anlage, besonders die Grünflächen, Rabatten und Wege, gepflegt. Die zugesendeten Bilder vom Juli 2022 dokumentierten eindrucksvoll den guten Pflegezustandes der Kriegsgräberstätte.
Zentraler Platz der Kriegsgräberstätte Waldfriedhof Juli 2022
Am 25.07.2022 wurden durch die Stadtvertretung 8000,- Euro zur Pflege und den Erhalt des uns sehr am Herzen liegenden Friedhofes in Tilsit/Sovetsk an den Volksbund überwiesen. Diese Summe wurde durch die großzügigen Spenden unserer Mitglieder, hohen Einzelspenden, zum Beispiel den Nachlass der ehemaligen Tilsiterin Frau Anne Schiborr und großzügiger jährlicher Spenden von Frau Dagmar Eulert, möglich. Der Dank des Vorstandes und der Stadtvertretung gilt allen unseren Heimatfreunden und wir hoffen, in ihrem Interesse gehandelt zu haben.
Möge unser „Waldfriedhof Tilsit“ auch bei künftigen Besuchen in der Heimatstadt, für alle Gäste ein würdiger Ort des Gedenkens, der inneren Einkehr und der Mahnung zum Erhalt des Friedens zwischen unseren Völkern sein.
Schreibe einen Kommentar