Ein Beitrag von Bernd Polte
2010 begann 13 km südöstlich von Ragnit, nördlich von Budwethen (Altenkirch), auf der Gemarkung Laskowethen/Brandwethen, der Bau des Atomkraftwerkes “Baltiskaja AES“. Mit der Leistung von zweimal 1200 Megawatt sollte es die Energieversorgung des Kaliningrader Gebietes sicherstellen und Strom in die baltischen Staaten und die EU exportieren. 2014 wurde die Baustelle stillgelegt und offensichtlich die Pläne auf Eis gelegt. Ursache nach bereits 50 Mrd. Rubel Baukosten waren wohl die eingetretene politische Situation im Ukrainekonflikt, der Wiederanschlusses der Krim an die Russische Föderation und die in diesem Zusammenhang erlassenen Sanktionen und Embargos des Westens gegenüber Russland. Die wahrscheinliche Kündigung der Vorverträge der Stromexporte des bis 2016 lieferfähigen Atomkraftwerkes, machten den Bau nicht mehr profitabel und es war allein für das Kaliningrader Gebiet damit zu groß dimensioniert. Seitdem wurde es ruhig um diese Baustelle.
Der Kaliningrader Presse und dem in Kaliningrad ansässigen deutschem Informationsportal“ Kaliningrad-Domizil“ war dieser Tage zu entnehmen, dass der Bau durch den russischen Staatskonzern “RosAtom“ einer neuen Verwendung zugeführt werden soll. Bereits im März 2021 wurden Verhandlungen des Konzerns mit dem südkoreanischen Energiekonzern „Enertech International“ zur Kooperation beim Bau einer Batteriefabrik in Russland bekannt. Zum Standort wurde damals nichts vermeldet. Den neuesten Meldungen zufolge, soll eine Megafabrik zur Herstellung von Lithium-Ionen-Zellen und neuesten Systemen zur Speicherung von Elektroenergie auf der Baustelle des ehemals geplanten Kernkraftwerkes errichtet werden. Bis 2026 soll die Produktion für die russische Fahrzeugindustrie und die Gewährleistung einer unabhängigen Stromversorgung aus Speichern für das Kaliningrader Gebiet beginnen. Die Standortwahl erfolgte wohl auch im Interesse der Erschließung und Entwicklung des bisher industriell benachteiligten Nordostens der Region.
So sollen ca. 2000 Industriearbeitsplätze, Wohnungen, Schulen und Verkaufseinrichtungen entstehen und es soll die Infrastruktur in der Region Ragnit entwickelt werden. Der Investitionsbedarf soll 40 Mrd. Rubel betragen. „RosAtom“ wendet sich neben Atomkraftwerksbau zunehmend des Ausbaus alternativen Energieformen zu. Dem geplanten Projekt bei Budwethen ist auch im Interesse der Entwicklung der Heimatregion Tilsit-Ragnit Erfolg zu wünschen.
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